Durch die Beschränkung der Investitionen in LNG-Infrastruktur auf das essentiell Notwendige für die kurzfristige Energieversorgung bedeutet dies, den Bau und Ausbau von LNG-Terminals auf ein Minimum zu reduzieren, um Überkapazitäten und zusätzliche Kosten zu verhindern und den Fokus stattdessen auf den Übergang zu erneuerbaren Energiequellen zu legen.
Die strategische Begrenzung der Investitionen in LNG-Infrastrukturen ist entscheidend, um langfristige finanzielle und ökologische Lasten zu vermeiden und stattdessen Ressourcen für den Ausbau erneuerbarer Energien freizusetzen. Indem der Bau von LNG-Terminals minimiert wird, wird nicht nur der unnötige Verbrauch von Haushaltsmitteln vermieden, sondern auch eine Überabhängigkeit von importiertem Erdgas verhindert, was eine agile Anpassung an die dynamisch fortschreitende Energiewende und den Einsatz zukunftsfähiger Technologien wie grünen Wasserstoff oder anderen Speichertechnologien ermöglicht.
Eine Wärmewende im Gebäudesektor ist ohne LNG möglich. Die notwendigen Investitionen für die Wärmewende liegen ca. bei den jährlichen Mehrkosten der Erdgasnutzung.
Quelle: Prognos AG (2023)
Die Kosten für den Bezug von Erdgas (aus LNG) werden sich für den Zeitraum bis 2030 im Vergleich zu den Jahren von 2010 bis 2019 mindestens verdoppeln. Darin sind Mehrkosten für die CO2-Bepreisung noch nicht berücksichtigt.
Die Kosten für den Bau der LNG-Terminals in Deutschland sind von anfänglich geschätzten 3-4 Mrd. EUR auf fast 10 Mrd. EUR angestiegen, mit zusätzlichen Betriebs- und Mietkosten bis 2030 von etwa 10,6 Mrd. EUR sowie 8-10 Mrd. EUR für den notwendigen Pipelinen- und Druckerhöhungs-Ausbau, was die Gesamtkosten auf rund 30 Mrd. EUR erhöht. Mit diesem Betrag könnten stattdessen eine halbe Million Bestandsgebäude saniert und ihre Heizungen umgerüstet werden.
Quelle: Bundesnetzagentur
Im Ergebnis zeigt sich, dass nur im ungünstigsten Fall, in dem sowohl die Inlandsnachfrage am oberen Rand der Klimaneutralitätsszenarien liegt als auch der maximale Transit ins Ausland erforderlich ist und die größte einzelne Pipeline ausfällt, die Gefahr geringer Unterkapazitäten im Jahr 2025 besteht. In den meisten anderen Fällen ist mit Überkapazitäten zu rechnen.
Quelle: Prognos AG (2023)
Ausführliche Maßnahmenbeschreibung
Die detaillierte Ausrichtung auf eine Begrenzung der Investitionen in die LNG-Infrastruktur reflektiert einen vorausschauenden Ansatz, um zukünftige Bindungen an fossile Brennstoffe zu verhindern und finanzielle Ressourcen effizienter für den direkten Übergang zu erneuerbaren Energiequellen zu nutzen. Es wird ein kritischer Blick auf die potenzielle Rolle von Wasserstoff geworfen, insbesondere auf die Herausforderungen, die mit der Umstellung der LNG-Infrastruktur auf Wasserstoff verbunden sind, wie die aktuell begrenzte Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff und die noch ausstehende Entwicklung einer umfassenden, nachhaltigen Produktions- und Verteilungsinfrastruktur. Diese Einsicht führt zu dem Schluss, dass Investitionen prioritär in Technologien fließen sollten, die eine sofortige Reduktion der CO2-Emissionen versprechen und die Energieversorgung Deutschlands langfristig sichern, ohne auf eine Brückentechnologie zu setzen, die momentan noch nicht als vollständig nachhaltig betrachtet werden kann.
Potentiale
Durch die Verknappung von Erdgas verbunden mit einer Verteuerung des Gaspreises werden Anreize geschaffen, Erdgas durch erneuerbare Energieträger wie z.B. Biogas, andere biogene Energieträger, Fernwärme oder Strom zu ersetzen. Gleichzeitig werden auch die Anreize zu Energiesparmaßnahmen (z.B. Gebäudesanierung) größer. Das gilt nicht nur für private Wohnungen sondern auch für die Industrie und für Wohnungsgesellschaften, die u.U. nur noch energetisch sanierte Wohnungen vermieten können.
Rund 30 Mrd. EUR wird der Ausbau der LNG-Infrastruktur kosten. Dieses Geld kann auch für die Förderung von Heizungs- und Gebäudesanierungen sowie für Anreize der Industrie zur Dekarbonisierung eingesetzt werden.
Risiken
Weil durch die Maßnahme das gegenwärtig weithin (insbesondere in Mietshäusern) gebräuchliche Gas für Heizzwecke verknappt und damit verteuert wird, werden viele Menschen mit geringen Einkommen möglicherweise die Energiekosten nicht mehr bezahlen können. Deshalb müssen Mechanismen geschaffen werden, um genau diese Menschen zu unterstützen. Denn sie haben nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten sich der verändernden Situation anzupassen.
Dies könnte bürokratiearm durch ein Energiegeld erfolgen, das für Alle gleich ist und aus den Einnahmen aus dem Handel mit THG-Zertifikaten finanziert wird.
Ebenso wie bei den Heizkosten wird Gas auch für die Industrie teurer. Das betrifft nicht nur die Erzeugung von Heizwärme sondern auch den Einsatz von Gas in industriellen Prozessen. Unter den gestiegenen Energiekosten könnte die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen leiden. Sie könnten zur Betriebsverlegung in Länder mit geringeren Energiekosten animiert werden, was in Deutschland den Verlust von Arbeitsplätzen bedeuten würde. Andererseits wird sich die Situation hinsichtlich der Kosten für fossile Energieträger auch in anderen Ländern ähnlich entwickeln wie in Deutschland, möglicherweise mit einem zeitlichen Verzug.
Es sollten Anreize verstärkt werden, um die Dekarbonisierung der Industrie voranzutreiben. Dies könnten beispielsweise Dekarbonisierungsprämien sein, um Erdgas durch Wasserstoff in industriellen Prozessen zu ersetzen. Sofern sich Unternehmen ausschließlich aus erneuerbaren Energiequellen (Strom und Wärme) versorgen, könnten verbilligte Stromtarife bzw. Wasserstofftarife angeboten werden. Zudem könnten Sonderabschreibungsmöglichkeiten für Investitionen zur Eigenversorgung mit erneuerbaren Energien und / oder die Gründung von und Beteiligung an Energieversorgungsgemeinschaften eingeführt werden.
Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (2023). Bericht des Bundeswirtschafts- und Klimaschutzministeriums zu Planungen und Kapazitäten der schwimmenden und festen Flüssiggasterminals
Analyse der globalen Gasmärkte bis 2035 (2023). Energiewirtschaftliches Institut an der Universität zu Köln (EWI) gGmbH, Schlund et. al
E3G, Wuppertal Institut, Institute for Energy Economics and Financial Analysis (IEEFA), neon neue energieökonomik, Mathias Koch, Kamila Godzinska, Brick Medak, Lisa Fischer,Ronan Palmer, Raphael Hanoteaux (2022). Bezahlbare Wärme ohne Flüssiggas. Wie eine aktive Wärmepolitik Milliarden sparen und das Klima schützen kann, S. 11
LNG-Bedarf für die deutsche Energieversorgung im Prozess des Übergangs zur Klimaneutralität, Prognos AG, Ravi Srikandam, Sebastian Lübbers, Sven Kreidelmeyer, Moritz Bornemann, Jens Hobohm, 2023
NEP Gasdatenbank - Ausbaumaßnahmen, abgerufen am 05.10.2023
Zuständige Bundesminister:innen
Bundestagsabgeordnete aus den zuständigen Ausschüssen
Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (2023). Bericht des Bundeswirtschafts- und Klimaschutzministeriums zu Planungen und Kapazitäten der schwimmenden und festen Flüssiggasterminals
Analyse der globalen Gasmärkte bis 2035 (2023). Energiewirtschaftliches Institut an der Universität zu Köln (EWI) gGmbH, Schlund et. al
E3G, Wuppertal Institut, Institute for Energy Economics and Financial Analysis (IEEFA), neon neue energieökonomik, Mathias Koch, Kamila Godzinska, Brick Medak, Lisa Fischer,Ronan Palmer, Raphael Hanoteaux (2022). Bezahlbare Wärme ohne Flüssiggas. Wie eine aktive Wärmepolitik Milliarden sparen und das Klima schützen kann, S. 11
LNG-Bedarf für die deutsche Energieversorgung im Prozess des Übergangs zur Klimaneutralität, Prognos AG, Ravi Srikandam, Sebastian Lübbers, Sven Kreidelmeyer, Moritz Bornemann, Jens Hobohm, 2023
NEP Gasdatenbank - Ausbaumaßnahmen, abgerufen am 05.10.2023
Zuständige Bundesminister:innen
Bundestagsabgeordnete aus den zuständigen Ausschüssen