Dynamische Energiepreise (Energiebeschaffung, Vertrieb und Marge) sollen für alle Kunden mit entsprechenden Smart-Metern verpflichtend eingeführt werden, wodurch der Strompreis flexibel an die aktuelle Marktsituation und den Energieverbrauch angepasst wird. Ziel ist, dass Stromangebot und -nachfrage besser zu verzahnen und mehr Strom aus erneuerbaren Energien zu nutzen.
Im Vergleich zu anderen Maßnahmen sind dynamische Stromtarife eine „low hanging fruit“, da sie schnell und kostengünstig umgesetzt werden können und unmittelbare Vorteile für das Stromnetz und die Verbraucher bieten. Die Maßnahme fördert eine effizientere Stromnutzung, indem sie Anreize für die Verbraucher schafft, ihren Verbrauch in Zeiten niedriger Preise und damit hoher Erzeugung zu verlagern, was zur Entlastung des Stromnetzes und zur besseren Integration erneuerbarer Energien beiträgt.
Ab 2025 sind alle Stromanbieter verpflichtet dynamische Stromtarife anzubieten.
Durch die Flexibilisierung des Stromverbrauchs können dynamische Tarife die Netzdienlichkeit verbessern. Sie helfen, Lastspitzen zu vermeiden und das Stromnetz zu entlasten, was die Notwendigkeit teurer Netzausbaumaßnahmen verringern kann.
Quelle: Stute, K. (2024)
Dynamische Tarife schaffen Anreize für Verbraucher, ihren Stromverbrauch zu flexibilisieren. Dies kann durch verschiedene Preisstrukturen erfolgen, wie beispielsweise zeitvariable Tarife, die niedrigere Preise zu Zeiten geringer Nachfrage und höhere Preise zu Spitzenlastzeiten bieten. Dies fördert eine bewusstere und effizientere Nutzung von Energie.
Quelle: Deutsche Energie-Agentur (2024)
Verbraucher, die ihren Stromverbrauch nach den Preissignalen dynamischer Tarife ausrichten, können ihre Energiekosten senken. Besonders im industriellen und gewerblichen Bereich können Unternehmen durch Lastverschiebung erhebliche Einsparungen erzielen
Quelle: Deutsche Energie-Agentur (2024)
Trotz der potenziellen Vorteile stellen dynamische Stromtarife keine unmittelbare Gefahr für die Systemstabilität dar. Es ist jedoch wichtig, die Auswirkungen von Prognosefehlern und lokalen Netzengpässen zu überwachen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um die Netzstabilität langfristig sicherzustellen.
Quelle: Guidehouse Germany GmbH, Öko-Institut e.V. und andere (2023)
Die Verfügbarkeit und Nutzung von Smart Metern ist entscheidend, um den Stromverbrauch in Echtzeit zu erfassen und die Preisanreize für die Verbraucher transparent darzustellen. Ab 2025 sind diese teilweise verpflichtend und sollen bis 2030 größtenteils bereitstehen.
Quelle: Deutsche Energie-Agentur (2024)
Ausführliche Maßnahmenbeschreibung
Bei hoher Verfügbarkeit von Strom aus erneuerbaren Quellen wie Wind und Sonne sind die Marktpreise niedrig, was einen Anreiz zum Verbrauch schafft. Umgekehrt steigen die Preise bei hoher Nachfrage und geringer erneuerbarer Stromerzeugung, was einen Anreiz zur Reduzierung des Stromverbrauchs darstellt. Eine Flexibilisierung der Preise und damit Anreize zur Verhaltensänderung unterstützt dabei nicht nur die Integration der erneuerbaren Energien, sondern fördert auch die Effizienz und Stabilität des Stromnetzes.
Dynamische Stromtarife variieren in ihrer Granularität und zeitlichen Anpassung. Sie reichen von monatlichen oder saisonalen Preisanpassungen bis hin zu Hoch- und Niedertarifzeitfenstern im Tages- und Wochenverlauf. Es gibt auch Modelle mit kontinuierlichen Preisverläufen in Echtzeit, die in viertelstündlicher bis sekündlicher Granularität schwanken, sowie Tarife mit erhöhten Preisen für Spitzenlaststunden innerhalb eines Jahres. Die Vielfalt dieser Modelle ermöglicht es, den Stromverbrauch genau an die aktuellen Bedingungen anzupassen und so die Netzstabilität zu fördern und die Nutzung erneuerbarer Energien zu maximieren.
Der endgültige Preisverlauf kann langfristig (Wochen bis Monate im Voraus), kurzfristig (Tage im Voraus) oder nahezu in Echtzeit festgelegt werden. Bei kürzeren Vorlaufzeiten ist eine automatisierte Steuerung der flexiblen Lasten durch Energiemanagementsysteme erforderlich, um den Verbrauch effizient an die Preissignale anzupassen. Diese Systeme erleichtern den Verbrauchern die Reaktion auf Preissignale und ermöglichen die optimale Nutzung von Flexibilität, um sowohl Kosten zu sparen als auch zur Netzstabilität beizutragen.
Potentiale
Das mittlere Einsparpotenzial durch dynamische Strompreise über alle untersuchten Haushalte hinweg beträgt unter den aktuellen volumenbasierten Netzentgelten bis zu 30,4 Prozent, sofern der Haushalt ein Energiemanagementsystem nutzt
Dynamische Tarife führen zu einer Diversifizierung des Verbraucherverhaltens, was positive Auswirkungen auf das Niederspannungsnetz haben kann, selbst wenn diese Tarife nicht explizit auf die Netzunterstützung ausgelegt sind.
Quelle: Stute et al. (2024)
Risiken
Dynamische Stromtarife können zu lokalen Netzengpässen führen, insbesondere in der Niederspannungsebene, wenn viele Verbraucher gleichzeitig auf Preissignale reagieren und ihren Stromverbrauch verschieben. Diese Engpässe könnten die Netzstabilität gefährden und die Notwendigkeit für den Einsatz von Reservekraftwerken erhöhen, die oft auf fossilen Brennstoffen basieren und somit zu höheren CO2-Emissionen führen. Um dieses Risiko zu minimieren, ist eine vorausschauende Netzplanung und das frühzeitige Erkennen und Managen kritischer Situationen durch Netzbetreiber erforderlich. Der Einsatz intelligenter Netztechnologien und flexibler Steuerungsinstrumente kann ebenfalls dazu beitragen, Netzengpässe zu vermeiden und die Integration erneuerbarer Energien zu unterstützen
Bei der Implementierung dynamischer Stromtarife besteht das Risiko von Prognosefehlern, die die Systemstabilität beeinträchtigen können. Prognosefehler können auftreten, wenn die tatsächliche Stromnachfrage oder -erzeugung von den Vorhersagen abweicht, was zu Ungleichgewichten im Stromnetz führt. Die Deutsche Energie-Agentur weist darauf hin, dass „die möglichen Auswirkungen von Prognosefehlern und die Entstehung von Rampen auf Systemebene beobachtet werden sollten.“ Diese Ungleichgewichte können zu einer erhöhten Nutzung von Reservekraftwerken führen, die häufig auf fossilen Brennstoffen basieren und somit die CO2-Emissionen erhöhen können. Um dieses Risiko zu minimieren, sind präzise Prognosemodelle und ein effektives Management der Netzstabilität notwendig.
Quelle: Neon Neue Energieökonomik (2024)
Eine verpflichtende Nutzung dynamischer Tarife ohne Smart-Home-Technologie birgt das Risiko sozialer Ungleichheit. Endkunden, die ihre Geräte nicht automatisieren können und nur während der Hochpreisphasen zu Hause sind, könnten die Niedrigpreis-Zeiten nicht nutzen. Daher wäre ein verpflichtendes Angebot dynamischer Tarife durch die Energieversorgungsunternehmen tatsächlich sinnvoll.
Quelle: Deutsche Energie-Agentur (2024)
dena (2024) Consentec GmbH, Was sind dynamische Stromtarife?, S. 6
Neon Energy (2024) Eicke et al., Mehrwert dezentraler Flexibilität
Fraunhofer- Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie (2024) Stute, Griese,
Kapazitätsbasierte Netzentgelte
Stute et al. (2024) Assessing the conditions for economic viability of dynamic electricity retail tariffs for households, Advances in Applied Energy, Volume 14, July 2024, 100174
Stute, Klobasa (2024) How do dynamic electricity tariffs and different grid charge designs interact? - Implications for residential consumers and grid reinforcement requirements, Energy Policy, Volume 189, June 2024, 114062
Guidehouse Germany GmbH, Öko-Institut e.V. und andere (2023) Wissenschaftliches Inputpapier für die AG Flexibilität der PKNS: Dynamische Tarife aus Stromsystemperspektive.
Energiewirtschaftsgesetz vom 7. Juli 2005 (BGBl. I S. 1970, 3621), das zuletzt durch Artikel 1 des Gesetzes vom
14. Mai 2024 (BGBl. 2024 I Nr. 161) geändert worden ist
Zuständige Bundesminister:innen
Bundestagsabgeordnete aus den zuständigen Ausschüssen
dena (2024) Consentec GmbH, Was sind dynamische Stromtarife?, S. 6
Neon Energy (2024) Eicke et al., Mehrwert dezentraler Flexibilität
Fraunhofer- Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie (2024) Stute, Griese,
Kapazitätsbasierte Netzentgelte
Stute et al. (2024) Assessing the conditions for economic viability of dynamic electricity retail tariffs for households, Advances in Applied Energy, Volume 14, July 2024, 100174
Stute, Klobasa (2024) How do dynamic electricity tariffs and different grid charge designs interact? - Implications for residential consumers and grid reinforcement requirements, Energy Policy, Volume 189, June 2024, 114062
Guidehouse Germany GmbH, Öko-Institut e.V. und andere (2023) Wissenschaftliches Inputpapier für die AG Flexibilität der PKNS: Dynamische Tarife aus Stromsystemperspektive.
Energiewirtschaftsgesetz vom 7. Juli 2005 (BGBl. I S. 1970, 3621), das zuletzt durch Artikel 1 des Gesetzes vom
14. Mai 2024 (BGBl. 2024 I Nr. 161) geändert worden ist
Zuständige Bundesminister:innen
Bundestagsabgeordnete aus den zuständigen Ausschüssen